Obwohl illegale Kapitalflucht eine große Herausforderung für wirtschaftspolitische Entscheidungsträger in Entwicklungsländern darstellt, gibt es bislang nur wenig Forschungsergebnisse zum möglichen Zusammenhang von Kapitalflucht und Entwicklungshilfe. In unseren Artikel greifen wir das Thema mit Hilfe von Daten aus Nepal auf, einem typischen Entwicklungsland mit geschlossenen Kapitalmärkten und einer großen Abhängigkeit von Ressourcen aus dem Ausland. Der wesentliche Beitrag unseres Ansatzes ist die Nutzung eines eng definierten Proxys für Kapitalflucht, der auf für Transportkosten bereinigten Diskrepanzen in den Handelsstatistiken Nepals und seiner Handelspartner beruht. Darüber hinaus nutzen wir eine enge Definition von Entwicklungshilfe, die nur die Geldüberweisungen, aber nicht die Sachbeihilfen beinhaltet. Wir dokumentieren in unserer Studie einen robuste (positive) partielle Korrelation zwischen Kapitalflucht und Entwicklungshilfe, die ökonomisch und statistisch signifikant ist. Interessanterweise lässt sich dieselbe positive Korrelation nicht bestätigen, wenn statt der Entwicklungshilfe Daten zu privaten Rücküberweisungen (Remissen) genutzt werden, die ebenfalls Kapitalzuflüssen in Fremdwährung sind, mit denen plausibler Weise aber keine Kapitalflucht-Motivation verbunden ist. Weiterhin zeigen wir, dass die Korrelation bei Geldüberweisungen, aber nicht bei Sachbeihilfen signifikant ist. Gleiches gilt auch für internationale oder IWF-Kredite. Schließlich zeigt sich die Korrelation nur im dem Kapitalfluchtproxy, der aus der Unterbewertung von Exporten berechnet wird, nicht aus demjenigen der auf der Überbewertung von Importen beruht.
Steinkamp, Sven und Frank Westermann, „Development aid and illicit capital flight: Evidence from Nepal“, The World Economy, September 2021, DOI: 10.1111/twec.13208.