Können Arbeiterinnen in Entwicklungsländern Vorteile aus dem Handel ziehen? Um diese Frage zu beantworten, greifen Alexander M. Danzer (KU Eichstätt-Ingolstadt) und Robert Grundke (OECD) auf Fluktuationen im Weltmarktpreis für Baumwolle zurück und identifiziert die Auswirkungen höherer Exportpreise auf die Löhne armer Landarbeiterinnen in der Baumwollernte am Beispiel Tadschikistans. Die gestiegene Nachfrage nach Arbeitskräften während der Hochpreisphasen verdoppelt die Löhne für Baumwollpflückerinnen auf kleinen Privatfarmen, hat jedoch keinen Einfluss auf die Löhne auf großen (halb)staatlichen Farmen. Die unterschiedliche Behandlung der Arbeiterinnen ist auf Marktmacht und die weiterhin verbreitete Zwangsarbeit—nicht zuletzt von Schülerinnen und Studentinnen—in großen Unternehmen während der Baumwollernte zurückzuführen. Die Autoren schlussfolgern, dass Handel in Abhängigkeit von politischen Strukturen, bei denen lokale Politiker und Manager halbstaatlicher Unternehmen zusammenarbeiten, Gewinner und Verlierer produziert.
Danzer, Alexander M., Robert Grundke (2020). „Export price shocks and rural labor markets: The role of labor market distortions.” Journal of Development Economics, 2020, Volume 145, 102464