Heß, Simon, Dany Jaimovich und Matthias Schündeln. „Development projects and economic networks: Lessons from rural Gambia.“ The Review of Economic Studies (2021)

Die Autoren untersuchen die Auswirkungen von partizipativen Entwicklungsprojekten auf soziale und ökonomische Netzwerke in Dörfern in Gambia. Partizipative Entwicklungsprojekte binden die Dorfbewohner aktiv in Finanzierungs- und Entscheidungsprozesse ein, mit dem Ziel, effektivere Projekte zu schaffen und lokale Institutionen zu stärken. Diese Projekte, insbesondere Community-Driven Development (CDD)-Projekte, finden sehr weite Anwendung in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit.  Allein die Weltbank unterstützt 327 CDD-Projekte in 90 Ländern mit einem Kreditvolumen von über 33 Milliarden US$ (Stand 2021). Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, die Auswirkungen solcher Projekte auf lokale (Dorf-)Gemeinschaften zu verstehen. Bestehende Forschungsarbeiten zu den beabsichtigten Wirkungen von CDD-Projekten sind in ihrer Breite begrenzt und finden typischerweise bestenfalls moderate positive Effekte. Gleichzeitig besteht bei CDD-Projekten die Gefahr, dass sie unbeabsichtigte negative Auswirkungen haben, z.B. durch ihre Wechselwirkungen mit lokalen Machtstrukturen und Entscheidungsmechanismen oder durch potenziell ungleich verteilte Nutzen.

Die Autoren zeigen zunächst aus einer theoretischen Perspektive, dass die Auswirkungen von CDDs auf Entscheidungsprozesse und ungleich verteilte Nutzen Auswirkungen auf soziale und ökonomische Netzwerke haben können. Um den Effekt von CDD-Projekten auf Netzwerke empirisch zu untersuchen, nutzen die Autoren die zufällige Zuteilung eines CDD-Projekts an Dörfer in Gambia. Sie sammelten detaillierte Daten über soziale und ökonomische Interaktionen in 56 Dörfern, von denen die Hälfte in der Vergangenheit CDD-Projekte erhalten hatte.  Das zentrale empirische Ergebnis ist, dass die Dichte sozialer und ökonomischer Netzwerke in Programmdörfern geringer ist als in Nicht-Programmdörfern. Angesichts der Bedeutung dieser informellen Netzwerke für die gegenseitige Absicherung (z.B. im Krankheitsfall) impliziert die geringere Dichte der Netzwerke einen negativen Effekt auf die erwartete Wohlfahrt der Haushalte. Weitere empirische Analysen deuten darauf hin, dass elite capture (d.h. die Aneignung von Projektgewinnen durch lokale Dorfeliten) zum Problem der ungleich verteilten Vorteile aus dem CDD-Projekt beigetragen hat, was wiederum zu Konflikten führte, und so die Schwächung der Netzwerke erklären kann. Insgesamt zeigen die Ergebnisse mögliche unbeabsichtigte negative Folgen von partizipativen Entwicklungsprojekten auf.

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Heß, Simon, Dany Jaimovich und Matthias Schündeln. „Development projects and economic networks: Lessons from rural Gambia.“ The Review of Economic Studies (2021)
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